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Wer die Northwest Territories wirklich begreifen möchte, sollte in luftige Höhen steigen. Denn erst aus der Vogelperspektive zeigt sich das eindrucksvolle Land in Kanadas Norden in seiner ganzen Pracht. Von vielen Gemeinden starten kleine Flugzeuge zu spektakulären Flightseeing-Touren. Sie versprechen einen atemberaubenden Blick auf einzigartige Landschaften, deren Ausmaß man sich vom Boden aus nicht ansatzweise vorstellen kann. Steile Gipfel und herabstürzende Wasserfälle tauchen im Blickfeld auf. Riesige Bison- und Karibuherden ziehen direkt unter den Betrachtern vorbei. Abgelegene Geisterstädte, die fast schon von der Landkarte verschwunden sind, erwachen zum Leben. Sagenumwobene Sümpfe und Seen breiten sich am Horizont aus. Balsam für das Auge und für die Seele! Wenn man nach einer Stunde (oder vielleicht auch erst nach einem Tag) wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet ist, wird man unfassbare Dinge gesehen und über die Grenzen der Welt hinausgeschaut haben. Das Herz schlägt höher, nicht nur während des Fluges, sondern nachhaltig – für Kanadas Norden.

Hier kommen die Top 5 der Flightseeing-Abenteuer in den Northwest Territories:

#5 Canol Trail

Ein Flug über den Canol Trail ist ein Flug durch die Geschichte. Von der kleinen Stadt Norman Wells aus führt die Flugroute durch die gewaltigen Mackenzie Mountains und folgt dabei dem Canol Trail – einer gespenstisch anmutenden, aufgegebenen Militärpassage, die während der Wirren des Zweiten Weltkriegs durch das unwirtliche Land geschlagen wurde. Aus der Luft sind die verfallenden Beweise dieses monumentalen Unterfangens gut zu erkennen – Flugpisten, Kasernen, alte Armee-Laster und Überreste des Straßenbettes. Der Flug führt außerdem über den berühmten Dodo Canyon, die stolzen Carcajou Falls sowie viele wilde Tiere wie Grizzlies, Karibus, Elche oder Bergschafe, die noch nie einen Menschen zu Gesicht bekommen haben. 

 

Carcajou Falls

Carcajou Falls - Credit: Geri Sigl

 

#4 East Arm des Great Slave Lake

Der östliche Arm des Great Slave Lake ist vielleicht der landschaftlich reizvollste Küstenstreifen Kanadas. Der Flug startet in Yellowknife und führt dann rasch über die glitzernde Weite des riesigen Sees mit seinen forellengefüllten Buchten, von Klippen gesäumten Kanälen und roten Felseninseln. Am Boden sieht man Segelboote, die sich gegen den Wind lehnen, Fischerhütten mit betriebsamen Anglern und historische Außenposten aus vergangenen Entdecker-Tagen. Neben Elchen und Bären kann man hier aus der Luft oft auch Moschusochsen entdecken. Das Szenario ist an Herrlichkeit kaum zu übertreffen: ein Paradies in Blau, Grün und Gold, das von einem perfekten Aussichtspunkt in 300 Metern Höhe einen wunderbaren Anblick bietet! 

 

East Arm des Great Slave Lake

East Arm des Great Slave Lake - Credit: Corey Myers & NWT Tourism

 

#3 Wood Buffalo National Park

Hier ist es: das größte Naturschutzgebiet Nordamerikas, das sich vor den Fluggästen ausbreitet wie eine riesige Leinwand. Im Wood Buffalo National Park gibt es nur eine Handvoll Straßen, so dass man den größten Teil dieses riesigen Parks, der immerhin so groß ist, wie die Schweiz, ohnehin nur aus der Luft bewundern kann. Vor der Linse erscheinen die wilden, haushohen Wellen der Slave River Rapids, die glitzernden Salt Plains, die aus einer anderen Welt zu stammen scheinen, und das bioaktive Peace-Athabasca Delta - das größte Binnenmündungsgebiet der Erde. Auch die Namensgeber des Parks werden sicherlich in Erscheinung treten: die größte verbliebene Herde wilder Waldbisons in Nordamerika durchstreift im Wood Buffalo National Park die borealen Ebenen und wirbelt ordentlich Staub auf. Wenn man auf sie hinabblickt, ist es wie ein Blick zurück in die Vergangenheit, in ein lange zurückliegendes, unberührtes Ur-Zeitalter. 

 

Waldbisons in den Salzebenen des Wood Buffalo National Parks

Waldbisons in den Salzebenen des Wood Buffalo National Parks - Credit: Terry Parker

 

#2 Mackenzie Delta

Ein kurzes Stück nördlich von Inuvik teilt sich Kanadas größter Fluss, der mächtige Mackenzie River, in eine Millionen Abzweigungen und die ganze Welt scheint sich in Wasser zu verwandeln. Wenn der Pilot über das Mackenzie Delta fliegt und dabei ein faszinierendes Labyrinth an Rinnen und Kanälen überquert, weist er seine Passagiere auf die vielen Vögel und Tiere hin, die in den unter ihnen liegenden Gewässern zu Hause sind. Ein gutes Stück weiter nördlich liegt der Arktische Ozean, der oft von Eis bedeckt ist, manchmal von Walen bevölkert wird und stets von Geheimnissen umhüllt scheint. Ein ganz besonderes Merkmal in der arktischen Landschaft kann man nicht übersehen: Pingos! Diese geheimnisvollen Hügel ergießen sich im Zeitlupentempo als gefrorene Eruptionen aus dem Permafrostboden der Tundra und erheben sich wie große grüne Wächter über das Polarmeer an der arktischen Küste. Und schließlich erscheint das wackere Tuktoyaktuk, Zentrum der Kultur der Inuvialuit, das prekär an der polaren Küste thront und stolz auf seinen Titel als größter Außenposten der Northwest Territories nördlich der Baumgrenze ist.

 

Mackenzie Delta

Mackenzie Delta - Credit: Terry Parker

 

#1 Nahanni National Park

Der Nahanni National Park ist die Mutter aller Flightseeing-Ziele. Wenn sich das Flugzeug von Fort Simpson in die Lüfte schwingt, werden schon bald die bekannten Wahrzeichen des Parks ins Blickfeld rücken. Es herrscht pure Aufregung, wenn der Pilot beim Überflug laut ihre Namen ruft: Headless Range. Deadmen Valley. Hell's Gate. Sunblood Peak, Lotus Flower Tower und Cirque of the Unclimables. Little Doctor Lake. Scimitar Canyon. Moose Ponds und Rabbitkettle Mound. Und natürlich das Herzstück des Nahanni, die legendären Virginia Falls! 30 Stockwerke sind sie hoch und stürzen sich unter den Flügelspitzen der Maschine tosend, mächtig und fast schon surreal wirkend in die Tiefe. Mindestens einmal sollte jeder Kanadier einen Flug über den Nahanni National Park gemacht haben – es ist fast schon eine Pilgerfahrt. Für alle anderen wird es die Reise ihres Lebens sein – versprochen!

Virginia Falls im Nahanni National Park

Virginia Falls im Nahanni National Park - Credit: Darren Roberts