Es gibt sie tatsächlich noch, die echte Wildnis. Die Kompassnadel zeigt Richtung Norden. Wer die viel gepriesene kanadische Einsamkeit und das Abenteuer sucht, ist hier genau richtig! Getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ führt uns die Deh Cho Travel Connection ganz unberührt vom Stress und Hektik der Zivilisation durch Kanadas wilden Nordwesten, vorbei an grandiosen Naturschauplätzen und Geheimnissen aus längst vergangenen Tagen.
Deh Cho Travel Connection (Bildnachweis: Denkzauber GmbH)„Mile Zero“ des Mackenzie Highways ist einer der möglichen Ausgangspunkte der Deh Cho Travel Connection. „Mile Zero“ – schon allein das klingt nach dem Beginn eines wunderbaren Abenteuers. Wir begeben uns auf eine Reiseroute, die uns auf einer Strecke von insgesamt 1.800 km durch die wilde Schönheit Nordwest-Kanadas führt und dabei den Norden der Provinzen Alberta und British Columbia sowie die südlichen Northwest Territories durchquert.
Auf kaum befahrenen, aber gut gewarteten Straßen und Schotterpisten folgt die Deh Cho Reiseroute dem Mackenzie, dem Liard und dem Alaska Highway auf den Spuren der Händler und Pioniere, die den Norden Kanadas vor Jahrhunderten erkundeten. Sie kamen, um Pelze bei den Ureinwohnern einzutauschen und befuhren dabei die Wasserstraßen, die seit unzähligen Generationen von den First Nations genutzt wurden.
„Deh Cho“ – so nennen die Ureinwohner den Mackenzie River, den gewaltigen Fluss, der die Northwest Territories vom Großen Sklavensee bis hin zum Polarmeer über scheinbar unendliche Weiten durchfließt und von einem Viertel der Wassermassen ganz Kanadas gespeist wird. Die Welt rund um die Deh Cho Reiseroute wird von mächtigen Flüssen beherrscht. Mackenzie, Peace, Hay und Liard River prägen neben hundert weiteren ungezähmten Flüssen die Szenerie.
Der Einstieg in die Deh Cho Travel Connection ist an jedem beliebigen Punkt entlang der Route möglich. Wir wählen „Mile Zero“ des Mackenzie Highways und starten unsere Rundreise in Grimshaw, Alberta in nördlicher Richtung. Ziemlich genau am 60. Breitengrad erreichen wir die Northwest Territories - Inbegriff von Wildnis und Einsamkeit. Sie sind eine der am wenigsten bereisten Destinationen Nordamerikas und bieten gleichzeitig einige der beeindruckendsten Naturschätze des Kontinents.
An der Grenze zu den Northwest Territories wird es feierlich: Jeder Besucher, der zum ersten Mal die Schwelle zum hohen Norden überschreitet, erhält im Besucherzentrum ein „North of 60“-Zertifikat. Stolz halten wir unsere Urkunden in die Kamera! Entlang der „Wasserfallroute“ führt uns die Strecke nun weiter Richtung Norden. Am Twin Falls Gorge Territorial Park unternehmen wir eine kurze Wanderung zwischen den Alexandra und Louise Falls hindurch, und werden Zeuge eines kraftvollen Naturschauspiels.
Wir merken schon: Es ist gut, dass wir etwas Zeit mitgebracht haben. Überall entlang der Strecke bieten sich tausende von Möglichkeiten, inmitten dieser imposanten Wildnis aktiv zu sein: Angeln, Wandern, Biken. Kajakfahren, Kanutouren, Klettern. Tierbeobachtungen und – logisch – Fotografieren.
Doch jetzt geht’s erst mal weiter nach Enterprise, einem kleinen Städtchen, das idealer Ausgangspunkt für einen Abstecher zum Großen Sklavensee oder zum Wood Buffalo National Park ist. Mit einer Fläche so groß wie die Schweiz, ist er der zweitgrößte Nationalpark der Welt und wurde im Jahr 1922 zum Schutz der Bisons eröffnet. Auch heute noch ist er Heimat für die weltweit größte Bisonherde, die noch in freier Wildnis lebt.
Zurück auf der Deh Cho Reiseroute biegen wir nun ab Richtung Westen und fahren parallel zum Mackenzie River, der hier eine weite Ebene durchfließt. Wie heißt es so schön? „Die Wildnis beginnt direkt am Straßenrand…“. Tatsächlich ist die Karibu-Herde, die wir gerade sehen, nicht unsere erste Begegnung mit wildlebenden Tieren während der Fahrt.
An der Kreuzung der Highways No. 1 und 3 entscheiden wir uns für einen Abstecher in die beschauliche Hauptstadt Yellowknife. Mit ihren nur 19.000 Einwohnern ist sie die größte Stadt der Northwest Territories und kann als echte Pionierstadt bezeichnet werden. In ihrer historischen Altstadt kann man noch heute die Atmosphäre der Goldgräberstimmung rund um den Großen Sklavensee spüren.
Heute Abend werden wir Zeuge eines weiteren eindrucksvollen Naturschauspiels. Wie von Zauberhand zeichnen sich zarte Lichtschleier aus sonderbaren Farben und Mustern, die am Himmel umherwirbeln – Polarlichter oder Aurora Borealis. Yellowknife liegt direkt am Rande eines Gürtels rund um den magnetischen Pol, innerhalb dessen sich die Polarlichter sehr häufig zeigen. Auch ist der Himmel hier meistens wolkenfrei und klar – perfekte Voraussetzung zur Beobachtung der Aurora Borealis. Anders als an vielen anderen Orten, an denen die Polarlichter zu beobachten sind, zeigen sie sich hier, in den Northwest Territories, sogar im Sommer!
Sambaa Deh Falls Territorial Park heißt unsere nächste Station auf der Deh Cho Reiseroute. Hier genießen wir von einem Hochplateau aus einen einzigartigen Ausblick über den Trout River bei Coral Falls. Augen auf! Mit etwas Glück kann man hier nämlich interessante Fossilien finden.
In Checkpoint, an der Kreuzung der Mackenzie und Liard Highways, ist ein weiterer Abstecher Richtung Norden fällig. Die Strecke führt uns in das geschichtsträchtige Städtchen Fort Simpson, das am Zusammenfluss des Mackenzie und des Liard River liegt und aus der ältesten ehemaligen Handelsniederlassung der Hudson’s Bay Company entstanden ist. Fort Simpson ist auch unser Ausgangspunkt für einen Ausflug in den Nahanni National Park, der – ebenso wie der Wood Buffalo National Park – zum UNESCO Weltkulturerbe und zu den schönsten Parks Nordamerikas zählt. Mit dem Wasserflugzeug – neben dem Boot übrigens das einzige Verkehrsmittel, mit dem man in den Park gelangen kann – fliegen wir an den imposanten Virginia Falls vorbei. Die tiefen Schluchten, die im Park das Landschaftsbild prägen, beeindrucken uns zutiefst. Aus dem Flugzeug sehen wir Karibus, Dallschafe und – ja es ist wahr – zwei Grizzlybären! Unser Glück ist perfekt.
Zurück in Checkpoint geht es über den Highway No. 7 langsam zurück in Richtung Süden. Im Blackstone Territorial Park freuen wir uns nochmal über einen phänomenalen Ausblick auf die Nahanni Moutains. Die Strecke führt über in den Liard Highway, vorbei an der Ortschaft Fort Liard. Wer den Ausflug zum Nahanni National Park in Fort Simpson verpasst hat, hat hier nochmals die Gelegenheit, einen Rundflug über den Park zu buchen.
Doch jetzt heißt es leider „Good bye, Northwest Territories!“. Die Deh Cho Reiseroute führt uns nun weiter durch die Provinz British Columbia bis zur „Mile Zero“ des Alaska Highways bei Dawson Creek. Schön war’s!