in Kanadas neuestem Nationalpark in den Northwest Territories
Ins Wasserflugzeug gestiegen, angeschnallt und schon brummen die Triebwerke – das Abenteuer kann beginnen! Beim letzten Blick aus dem Fenster und auf die Gemeinde von Fort Smith verabschiedet man sich vorerst von jeglicher Zivilisation: es ist das letzte Mal in zwei Wochen, dass man einem anderen Menschen begegnet, der nicht gerade mit einem in genau diesem Flugzeug sitzt.
12 Tage lang in einem Kanu durch die abwechslungsreiche Landschaft paddeln, die während dieser Reise vom borealen Wald in die Tundra übergeht. Traditionelle Routen der indigenen Dene befahren und aus den Gewässern trinken, auf denen man paddelt. Vorbei an am Flussufer grasenden Moschusochsen und an herumtollenden Wolfsjungen. Den feinen Sand an den weißen Stränden vor uralten Fichtenwäldern unter seinen Füßen spüren. Berge erklimmen und das Gefühl haben, bis ans Ende der Welt sehen zu können. Dies und noch viel mehr erwartet alle abenteuerlustigen Paddler auf einer paradiesischen, 100 Kilometer langen Reise mit dem lokalen Outfitter Jackpine Paddle in Kanadas neuestem Nationalpark, Thaidene Nëné – was aus der Sprache der hier heimischen Dene stammt und „Land unserer Vorfahren“ bedeutet.
Reinstes Wasser
Das Paddel-Abenteuer beginnt mit der Landung des Wasserflugzeugs in der Nähe von Sled Creek, fast zwei Flugstunden nordöstlich von Fort Smith. Die fachkundigen Guides von Jackpine Paddle, zu denen auch Firmengründer Dan Wong gehört, der die Reise schon mehrmals geleitet hat, helfen den Teilnehmern bei der Zusammenstellung der nötigen Ausrüstung und Vorbereitung der Kanus. Dann kann es schon losgehen: nachdem eine Reihe kleiner Seen und einige harmlose Stromschnellen auf dem Sled Creek durchquert werden, erreicht die Gruppe den wunderschönen Eileen Lake. Hier warten viele Strände und weite Buchten darauf erkundet zu werden. Bei einer Wanderung durch das hügelige Gelände kann man den endlosen Horizont des kanadischen Schildes, der Tundra und des Wassers in vollen Zügen genießen – von Menschenhand Geschaffenes findet man hier weit und breit nicht. Immerhin handelt es sich hier um die größte noch verbliebene Wildnis in ganz Nordamerika! „Das Wasser in diesen Seen ist so rein wie kein anderes auf der Welt“, sagt Alex Hall, der Pionier unter Paddelführern in den Barrenlands und Wongs Mentor. „Im Umkreis von Hunderten von Meilen gibt es nichts, was das Wasser verschmutzen könnte – das ist heutzutage nicht selbstverständlich.“
Paddel-Alltag
Die Tage beginnen um 9 Uhr morgens und enden gegen 16 Uhr. In der eingeplanten Stunde Mittagspause wird geschwommen, ein Buch am Ufer gelesen oder die Erlebnisse eifrig im Tagebuch festgehalten.
Der 12-tägige Reiseverlauf wurde so gestaltet, dass er für jede Reise individuell angepasst werden kann. Die Gruppen können so in Ruhe verschiedene Interessensgebiete erkunden. Nörgelnde innere Stimmen, die zum Weiterfahren drängen, gibt es hier nicht. Wenn sich ein erstklassiger Angelplatz auftut – wo die Nordhechte munter und die Seeforellen hungrig sind oder die arktischen Äschen beißen – dann wird der Tag eben mit typisch kanadischem Angeln auf Weltklasseniveau verbracht. Das köstliche Mittagessen an einem solchen Tag ist unvergesslich! Wenn man tausend Jahre alte Speerspitzen oder Steinmesser findet, darf man sich die Zeit nehmen die indigenen Jäger, die sie hier auf ihrem Weg den Karibus hinterher in die Barrenlands hinterlassen haben, vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen zu sehen. Dies alles geschah immerhin Jahrhunderte bevor ein Wikingerschiff diesen Kontinent auch nur erreichte! Entscheidet sich die Reisegruppe für einen Abstecher von 20 Kilometer, dürfen sich die Teilnehmer auf unvergleichliche Wanderungen und großartige Möglichkeiten zur Tierbeobachtung am nördlichen Ausläufer des Eileen Lake freuen.
Natur pur
Willkommen im Land der Moschusochsen! Nicht selten trifft man auf Herden von bis zu 20 der riesigen, zotteligen Gesellen. Kreuzen sich die Wege während der Brunftzeit, sollte man an Land tunlichst ausreichend Abstand von den Bullen halten, vom Wasser aus allerdings steht einer beeindruckenden Nahaufnahme nichts im Wege. Oft hört man die Moschusochsen sogar schon, bevor man sie am Ufer sieht!
Hier in den kanadischen Northwest Territories sind viele wilde Tiere zu Hause: Grizzlybären, Schwarzbären, Elche und Wölfe. Besonders die Wölfe sind durch ihr weißes Fell und die sich im Herbst färbende Kulisse leicht zu entdecken. Apropos Herbst – wenn die Beeren reif sind, zeigt sich die Tundra gegen Ende der Reise von ihrer schönsten Seite: Kaminrot, Orange und Senfgelb bilden ein leuchtendes Mosaik, soweit das Auge reicht. Und das Beste von allem? Am Ende des Sommers lauern kaum noch stechende Insekten.
Mit Anbruch der Dunkelheit
Das Ende eines jeden erlebnisreichen Tages auf dieser Reise wird mit einem gemeinsamen Essen am Lagerfeuer zelebriert. Geschichten der letzten gemeinsamen Abenteuer werden ausgetauscht und die Reisegruppe fügt sich langsam wie eine Familie zusammen. Und dann trumpft dieses spektakuläre Fleckchen Erde noch mit einem ganz besonderen Highlight auf: wenn es Mitte August/Anfang September nachts wieder dunkel wird, kehren auch die surrealen Formen der tanzenden und geradezu magischen Aurora am dunkelblauen Himmel zurück und verzaubern Besucher und Einheimische gleichermaßen.
Zurück in die Zivilisation
Nach dieser zweiwöchigen Auszeit in der Natur wird das Brummen des Wasserflugzeugs unnatürlich und fast befremdlich wirken – einige erkennen es anfangs noch nicht einmal wieder. Nach der Rückkehr in Fort Smith kommt den Reisenden die Zivilisation eine ganze Weile lang eigenartig vor – viele sehnen sich doch direkt nach der nächsten Reise in den idyllischen Thaidene Nëné National Park, ihrem neuen persönlichen Paradies.